Fridge Hiring: Neuer Recruiting-Trend?
Dass Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels neue Wege gehen müssen, ist klar. Einer dieser Wege ist Fridge Hiring. Er hat sich bereits zu einem regelrechten Trend entwickelt.
Was genau ist Fridge Hiring?
Die Gründe für Fridge Hiring
In diesen Bereichen wird Fridge Hiring besonders gerne eingesetzt
Die Vorteile von Fridge Hiring im Überblick
Fridge Hiring hat auch Nachteile
Fridge Hiring kann für Unternehmen ein Gewinn sein
Was genau ist Fridge Hiring?
Wer den Begriff zum ersten Mal hört, kann sich zunächst nur schwer etwas darunter vorstellen. Immerhin ist “Fridge” das englische Wort für “Kühlschrank” und “Hiring” bedeutet “Einstellen”. Bei näherer Betrachtung wird die Bedeutung aber klar. Es geht um das Anlegen von “Personal-Vorräten” oder auch das Hamstern von Mitarbeiter:innen. Unternehmen stellen Fachkräfte ein, die sie zwar nicht aktuell, aber irgendwann in der Zukunft brauchen, und zwar völlig unabhängig davon, ob derzeit überhaupt offene Stellen zur Verfügung stehen.
Auf diese Weise minimieren sie das Risiko, dass ihnen die Konkurrenz die besten Talente wegschnappt, und stellen gleichzeitig die Deckung ihres kommenden Bedarfs sicher. Denn gutes Personal ist in diesen Zeiten rar und die Sorge, dass irgendwann Nachwuchs fehlen wird, groß.
Laut einer Studie (Indeed), an der 400 Personaler:innen teilnahmen, haben vier von fünf Verantwortliche bereits mindestens einmal Fridge Hiring praktiziert, um künftige Personalengpässe zu umgehen, frühzeitig Ersatz zu finden für Mitarbeitende, die in Rente gehen, oder optimal auf eine geplante Expansion vorbereitet zu sein. Damit ist der ungewöhnliche Begriff gut erklärt, denn die Vorgehensweise verschafft den Unternehmen ein ähnlich beruhigendes Gefühl wie einem privaten Haushalt ein prall gefüllter Kühlschrank.
Die Gründe für Fridge Hiring
Die Gründe, die Unternehmen dazu bewegen, auf den Trend Fridge Hiring zu setzen, sind unterschiedlich. Neben dem allgemeinen Fachkräftemangel steht vor allem der demografische Wandel im Mittelpunkt. Die sogenannten Babyboomer, also die Arbeitnehmer:innen, die in den geburtenstarken Jahren zwischen 1950 und 1970 geboren wurden, gehen allmählich in Rente, und der Nachschub an passenden Nachfolgern ist dünn gesät.
Unternehmen stehen somit unter dem Druck, die frei werdenden Positionen adäquat zu besetzen. Dazu kommt ein starkes Stadt-Land-Gefälle: Junge Menschen verlassen ländliche Regionen und ziehen in die Städte. Das verstärkt auf dem Land den Kampf um gute Fachkräfte. Letztendlich geht es aber auch darum, überarbeitetes Personal zu unterstützen und zu entlasten.
In diesen Bereichen wird Fridge Hiring besonders gerne eingesetzt
Auffallend ist, dass sich Fridge Hiring nicht auf alle Bereiche eines Unternehmens erstreckt. Der Anteil an Führungskräften, die durch diese Recruiting-Strategie gewonnen werden, liegt gemäß der oben genannten Studie beispielsweise nur bei rund 13 Prozent. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn diese Ressource kostet die Unternehmen das meiste Geld.
Berufseinsteiger:innen und Young Professionals
Stark gefragt sind hingegen Berufsanfänger:innen und junge Talente. Etwa 45 Prozent aller Recruiter:innen konzentrieren sich beim Fridge Hiring bevorzugt auf Einsteiger:innen. Senior-Positionen mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung werden dagegen nur von 35 Prozent aller Befragten proaktiv eingestellt. Den größten Anteil nimmt jedoch das mittlere Karrierelevel mit einer Berufserfahrung von ein bis fünf Jahren ein.
Mid-Level
Für rund 55 Prozent aller Personalverantwortlichen steht das sogenannte Mid-Level im Fokus ihrer Bemühungen. Bei Studierenden und Hochschulabsolventen, die zwar noch keine Führungskräfte sind, aber als Nachwuchs für die Führungsebene angesehen werden, liegt der Anteil bei 29,5 Prozent. Auszubildende und Trainees werden hingegen lediglich von einem Viertel der Befragten mittels Fridge Hiring rekrutiert.
Branchen und Zielgruppen
Erhebliche Unterschiede gibt es auch im Hinblick auf die verschiedenen Branchen. Hier steht der IT-Sektor mit 30,4 Prozent ganz klar auf dem ersten Platz. Auch das ist durchaus einleuchtend, denn die Branche leidet schon seit Jahren unter einem massiven Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften.
Die weitere Rangliste dürfte ebenfalls kaum überraschen. Zur Zielgruppe von Personaler:innen beim Fridge Hiring gehören demnach:
- Sales-Mitarbeitende
- Personalmanager:innen
- Beschäftigte für die Produktion
- Talente für Handwerk und Technik
- Fachkräfte aus dem Bereich Marketing und
- Mitarbeitende aus dem Finanz-Sektor
Die beiden letztgenannten Bereiche nehmen beim Fridge Hiring mit jeweils weniger als zwölf Prozent jedoch nur eine untergeordnete Rolle ein.
Die Vorteile von Fridge Hiring im Überblick
Abgesehen vom Kompensieren des Fachkräftemangels bietet Ihnen Fridge Hiring noch weitere Vorteile. Beispielsweise stehen Sie bei der Suche nach neuem Personal nicht unter Zeitdruck und werden entlastet. Gleichzeitig können Sie jederzeit und mit maximaler Effizienz auf einen Talent-Pool zurückgreifen, der Engpässe optimal verhindert.
Auch kurzfristigere Expansionen sind auf diese Weise problemlos möglich. Da die Mitarbeiter:innen ohnehin schon vor Ort sind, können sie bei einer drohenden Lücke auch direkt eingesetzt werden, was teure Unterbrechungen innerhalb von Abläufen vermeidet. Das ist auch deshalb problemlos möglich, weil das vorherige Onboarding völlig sanft und ohne (Zeit-)Druck ablief. Die Mitarbeitenden konnten sich dadurch optimal und in Ruhe entwickeln.
Fridge Hiring hat auch Nachteile
Die angesprochenen Vorteile von Fridge Hiring lassen sich nicht von der Hand weisen, dennoch sollten Sie bedenken, dass die Recruiting-Strategie auch Nachteile hat. Da ist zum einen natürlich der Kostenfaktor, wenn die Beschäftigen zu Beginn noch nicht ausreichend produktiv sind.
Für die Mitarbeitenden selbst kann es zudem frustrierend sein, wenn sie noch keine festen Aufgaben haben und gar nicht wissen, was überhaupt von ihnen erwartet wird, das heißt, die Arbeitnehmerzufriedenheit kann erheblich leiden. Letztendlich fehlt den Unternehmen oft auch eine ausreichende Basis, um die Mitarbeiter:innen zu bewerten und zu erkennen, ob diese tatsächlich einen Mehrwert bieten.
Fridge Hiring kann für Unternehmen ein Gewinn sein
Nur weil Fridge Hiring im Trend liegt, muss nicht jeder Betrieb auf den Zug aufspringen. Wenn das Konzept aber zu den Anforderungen und zu der Ist-Situation Ihres Unternehmens passt, kann es durchaus eine gute Lösung sein.