Bildungsurlaub: Weiterbildung bei uneingeschränkter Gehalts- und Lohnfortzahlung

Bildungsurlaub: Weiterbildung bei uneingeschränkter Gehalts- und Lohnfortzahlung

Arbeitnehmende in immerhin 14 von 16 Bundesländern, Sachsen und Bayern ausgenommen, haben die Möglichkeit sich mit dem Bildungsurlaub gezielt beruflich weiterzubilden – um die eigenen Karrierechancen zu steigern, ohne dabei auf das eigene Gehalt verzichten zu müssen.

Was ist Bildungsurlaub – und wie können Arbeitnehmende den beanspruchen?
Wofür kann der Bildungsurlaub in Hamburg genutzt werden?
Hast du ein Anrecht auf Bildungsurlaub?
Was passiert mit deinem Jahresurlaub, wenn du den Bildungsurlaub in Anspruch nimmst?
So läuft die Beantragung des Bildungsurlaubs ab

Was ist Bildungsurlaub – und wie können Arbeitnehmende den beanspruchen?

Das Modell existiert bereits seit dem Jahr 1974, wird aber immer noch nur von relativ wenigen Arbeitnehmenden genutzt: Dabei ist der Bildungsurlaub durch einen gesetzlichen Anspruch gedeckt und wird jedes Jahr aufs Neue gewährt – für bis zu fünf Tage. Während die Bildungshoheit bei den Bundesländern liegt, weshalb er in Bayern und Sachsen auch nicht gilt, liefert der Gesetzgeber zugleich die Rahmenbedingungen vor.

Der bezahlte Bildungsurlaub muss tatsächlich auch als solcher genutzt werden: Es handelt sich also zwar um einen bezahlten Urlaubsanspruch, mit Freizeit und Erholung soll und darf er aber nicht verbracht werden. Daher liefert der Gesetzgeber genaue Vorgaben, wofür Arbeitnehmende ihre bezahlte Bildungszeit nutzen dürfen:

  • für ergänzende Berufsausbildungen wie Weiterbildungen und Seminare
  • zur karriereförderlichen Allgemeinbildung
  • für politische Bildung
  • gewerkschaftliche Bildungsmaßnahmen
  • beruflich assoziierte Bildungsprogramme wie Studienreisen, Gedenkstättenbesuche und/oder EDV-Kurse

Wichtig: Der exakte Anspruch variiert zwischen den Bundesländern. Dazu ein Beispiel: Im Bundesland Brandenburg kann der Bildungsurlaub auch für kulturelle Weiterbildung genutzt werden, in Berlin hingegen nicht – dort kommen nur politische und berufliche Weiterbildungsprogramme in Frage.

Wofür kann der Bildungsurlaub in Hamburg genutzt werden?

In Hamburg stellt den gesetzlichen Rahmen das “Hamburgische Bildungsurlaubgesetz” (etwas argwöhnisch abgekürzt mit “HBGBildUrlg”). Du hast einen Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub pro Jahr, kannst diese auf maximal zwei Jahre zusammenfassen – und damit alle zwei Jahre bis zu zehn Bildungsurlaubstage am Stück nehmen. Der Bildungsurlaubsanspruch deckt keine allgemeine Weiterbildung ab, dafür aber politische und berufliche Weiterbildungsprogramme sowie ehrenamtliche Tätigkeiten, Tagungen und Studienreisen.

Wichtig ist hierbei noch: In Hamburg muss der Antrag spätestens sechs Wochen vor Seminar- beziehungsweise Kursbeginn gestellt werden. Des Weiteren musst du darauf achten, dass es sich um anerkannte Veranstalterorganisationen handelt. Deinen Bildungsurlaub kannst du also nicht “irgendwo” verbringen – sondern nur bei Organisationen, die durch die jeweiligen Bildungsgesetze zum Angebot berechtigt sind.

Hast du ein Anrecht auf Bildungsurlaub?

Sofern du nicht in Sachsen oder Bayern wohnst, wo es den Bildungsurlaub nicht gibt, hast du höchstwahrscheinlich auch einen Anspruch darauf. Der gilt nämlich für alle Arbeitnehmenden ebenso wie für alle Auszubildenden – sowohl solche in der privaten Wirtschaft als auch im öffentlichen Dienst. Besondere Regelungen gibt es für Teilzeitkräfte und Minijobber, die teilweise stark zwischen den einzelnen Bundesländern variieren. Definitiv keinen Anspruch hast du darauf, sofern du dich noch in der Probezeit befindest.

Während du in Hamburg immer ein Anrecht auf den bezahlten Bildungsurlaub hast, haben bei der Art der Weiterbildung die arbeitgebenden Unternehmen ein Wort mitzureden. Auch hier ein Beispiel: Im Bundesland Nordrhein-Westfalen fallen beispielsweise sogar Yogakurse und Rhetorikschulungen in das Angebot des Bildungsurlaubs. Arbeitgeber könnten diesen aber ablehnen, wenn sie darin keinen Mehrwert für deinen Beruf oder deine Tätigkeit im Unternehmen sehen. Das kommt in der Praxis aber nur sehr selten vor, auch weil deutsche Gerichte in derartigen Fällen häufig unterschiedlich entschieden haben.

Was passiert mit deinem Jahresurlaub, wenn du den Bildungsurlaub in Anspruch nimmst?

Die fünf Tage pro Jahr beziehungsweise zehn Tage alle zwei Jahre existieren getrennt vom Jahresurlaub. Die Bildungszeit wird vom Gesetzgeber als “Sonderurlaub” eingestuft. Wenn du diese nutzt, reduziert sich dadurch also nicht dein Jahresurlaub – unabhängig davon, wie viele Tage Urlaub in deinem Arbeitsvertrag festgehalten sind. Der Arbeitgeber darf den Bildungsurlaub also auch dann nicht ablehnen, wenn du schon alle Urlaubstage aus deinem regulären Jahresurlaub genommen hast.

So läuft die Beantragung des Bildungsurlaubs ab

Zunächst prüfst du entsprechend der oben genannten Bedingungen deinen Anspruch, danach suchst du dir ein geeignetes Weiterbildungsangebot aus. Stelle sicher, dass die Weiterbildung innerhalb des Bundeslandes anerkannt ist – anschließend informierst du deine Vorgesetzten darüber. Nach deren Zusage erhältst du von der Weiterbildungsorganisation nach deiner Anmeldung alle notwendigen Unterlagen und reichst diese der Personalabteilung (oder anderen zuständigen Personen im Unternehmen) weiter.


18. September 2024 18.09.24
Neue Blogbeiträge bequem per E-Mail lesen:
×