Überstundenregelungen: Was ist erlaubt und was nicht?

Du bist dir unsicher, wie viele Überstunden erlaubt sind und ob diese vergütet werden müssen? Oder ob du als Arbeitnehmer:in einen Freizeitausgleich verlangen kannst?

1 Wie viele Überstunden sind erlaubt?
2 Müssen Überstunden vergütet werden?
3 Ist ein Freizeitausgleich vorgeschrieben?
4 Dürfen Arbeitgebende Überstunden einfordern?
5 Darf ich Überstunden ablehnen?

Wie viele Überstunden sind erlaubt?

Die gesetzlich erlaubte Tagesarbeitszeit liegt bei acht Stunden (§ 3 ArbZG). Der Arbeitgebende kann sie jedoch auf maximal zehn Stunden verlängern, wenn er für einen Freizeitausgleich sorgt.

Bedeutung: Der durchschnittliche Arbeitstag darf nicht über acht Stunden hinausgehen. In die Berechnung sind keine Pausen einbezogen.

Beispiel: Startest du um neun Uhr morgens und machst eine einstündige Mittagspause, musst du bis um sechs Uhr abends arbeiten. Handelt es sich um ein Unternehmen mit Zeiterfassung, werden die Pausen automatisch abgezogen – ob du nun arbeitest oder etwas anderes machst.

Müssen Überstunden vergütet werden?

Es existiert keine allgemeingültige gesetzliche Grundlage, die vorschreibt, dass Arbeitgebende Mehrarbeit honorieren müssen. Daher ist es entscheidend, was in deinem Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag zur Bezahlung von Überstunden geregelt ist. Seit dem 1. August 2022 müssen Unternehmen auch über die Vergütung von Mehrarbeit informieren, was sich aus einer Erweiterung des Nachweisgesetzes ergibt.

Sofern es in deinem Dienstvertrag oder Tarif keine Bestimmungen über Freizeitausgleich für Überstunden gibt, solltest du dich an deinen Arbeitgebenden wenden.

Ist ein Freizeitausgleich vorgeschrieben?

Es ist eine gute Alternative, ein paar Extraarbeitsstunden anzulegen, wenn der Gegenwert davon mehr Urlaub ist. Dies ist vor allem für Familien mit schulpflichtigen Kindern sinnvoll, da sie so ihre Zeit zur Betreuung in den Ferien sichern können. Es ist dabei möglich, unter Beachtung der tariflichen oder vertraglichen Vereinbarungen die Mehrarbeit gegen Freizeit einzutauschen.

Unternehmen, die sich für eine elektronische Zeiterfassung entschieden haben, legen in der Regel fest, dass Überstunden ausgeglichen werden müssen. Normalerweise ist es so, dass eine begrenzte Anzahl an Überstunden angesammelt werden darf und regelmäßig abgefeiert werden muss. Allerdings hat der Arbeitgebende das Recht, zu bestimmen, wann Arbeitnehmer:innen Freizeit als Ausgleich nehmen darf (BAG, Urteil vom 19. Mai 2009, Az. 9 AZR 433/08).

Dürfen Arbeitgebende Überstunden einfordern?

Es gibt in Deutschland keine gesetzliche Verpflichtung zur Erbringung von Überstunden. Wenn es keine vertragliche oder tarifliche Vereinbarung gibt, müssen Beschäftigte keine Überstunden machen.

In manchen Ausnahmefällen, wie bei Notlagen oder bei drohender Schädigung von Waren, können Arbeitnehmer:innen aufgrund der Treuepflicht gegenüber dem Arbeitgebende zur Leistung von Mehrarbeit verpflichtet sein. Allerdings ist dies nicht der Fall, wenn eine knappe Personalausstattung durch die Einstellungspolitik des Unternehmers verursacht wurde.

Es müssen bestimmte Klauseln im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder einer Übereinkunft mit dem Betriebsrat festgeschrieben werden, wenn das Unternehmen eine Anordnung von Überstunden machen will. In Situationen, in denen keine solche vertragliche Regelung vorliegt, ist es Arbeitgebenden nur in Notsituationen des Betriebs erlaubt, Überstunden anzuordnen.

Darf ich Überstunden ablehnen?

Wenn du zwei Stunden länger als üblich arbeiten möchtest, wird dich das nicht mit deiner Leitung in einen Konflikt bringen. Wenn aber die Grenzen des Arbeitszeitgesetzes überschritten werden, kannst du dich gegen die Anweisungen zur Mehrarbeit wehren.

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen Überstunden unvermeidbar sind. Dies kann zum Beispiel in einer Notfallsituation der Fall sein. In diesen Fällen ist es wichtig sicherzustellen, dass du angemessen entschädigt wirst und ausreichend Zeit zur Erholung hast.